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DDR-Republikflüchtling

Der Zeitzeuge

Thomas Kretzschmar, 1961 geboren, wuchs in Altenburg/ Thüringen in der ehemaligen DDR auf. Als Jugendlicher fühlt er sich eingeengt, möchte sich seine eigene Meinung bilden und eckt an. Obwohl Klassenbester wird ihm der Zugang zum Studium verweigert. Am Ende seines Wehrdiensts in der Nationalen Volksarmee (NVA) entscheidet er sich dazu einen Ausreiseantrag zu stellen, wird daraufhin aus dem Sport- verein ausgeschlossen und am Arbeitsplatz isoliert. Als nichts weiter geschieht, entschließt er sich zur Flucht über Ungarn nach Österreich in die Bundesrepublik. Der Fluchtversuch scheitert. Kretzschmar wird zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Erst durch die Entwicklung 1989 kommt er wenige Wochen vor dem Fall der Mauer frei.

Zeitzeugeninterview mit einem Republikflüchtling aus der ehemaligen DDR

Für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 der Schillerschule Waghäusel-Kirrlach beginnt in Kürze ein neuer Lebensabschnitt: Sie müssen sich für eine Ausbildung, einen Beruf oder eine weiterführende Schulbildung entscheiden. Selbstbestimmung und Freiheit betreffen sie hautnah. Im Internet haben sie über das Leben in der DDR recherchiert, die Bedeutung der Stasi erarbeitet und den Verlauf der Grenze nachvollzogen. Sie wollten nicht nur die konkreten Fluchterlebnisse des Zeitzeugen erfragen, sondern seine Motivation kennen lernen. Was hat ihn dazu gebracht, eine Flucht zu riskieren – im Bewusstsein, dass sie ihn das Leben kosten und ins Gefängnis bringen kann?
Am Interviewtag selbst stellen die Jugendlichen überrascht fest, wie jung der Zeitzeuge ist. Sie wurden in ein geeintes Deutschland geboren, doch in der Begegnung mit Herrn Kretzschmar wird ihnen deutlich, dass „Geschichte“ erst kürzlich stattfand und ihre Bedeutung in die Gegenwart und Zukunft ausstrahlt. Den Wert ihrer Entscheidungsfreiheit beurteilen sie heute anders.