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Antisemitismus

Es ist traurig zu sehen, dass Synagogen und jüdische Einrichtungen in Deutschland und anderen Ländern immer noch von der Polizei geschützt werden müssen. Der Hass gegen Juden existiert seit sehr langer Zeit, sogar über 2000 Jahre. Die Vorurteile gegen Juden ähneln sich erstaunlicherweise im Laufe der Jahrhunderte und kommen oft aus Neid und dem Wunsch, jemanden für Probleme verantwortlich zu machen.

Der schlimmste Teil dieser Geschichte war der Holocaust, bei dem etwa 6 Millionen Juden umgebracht wurden. Heutzutage sehen wir immer noch Formen von Antisemitismus wie zerstörte jüdische Friedhöfe, Brandanschläge auf Synagogen und sogar körperliche Angriffe auf Juden.

Was ist Antisemitismus?

Das Wort "Antisemitismus" wurde erst ab 1880 verwendet. Zu dieser Zeit wurden Juden nicht mehr nur als religiöse Gruppe, sondern als eigene "Rasse" betrachtet. Aber Antisemitismus hat eigentlich nichts mit den semitischen Sprachen wie Hebräisch, Arabisch und Aramäisch zu tun. Daher ist die Idee, dass Araber auch Semiten sind und deshalb keine antisemitische Haltung haben können, nicht richtig.

Begründet wurde und wird der Judenhass im Laufe der Jahrtausende unterschiedlich. Und oft vermischen sich die Argumente:

Christlicher Antijudaismus

Im 1. Jahrhundert nach Christus begann die christliche Kirche, das Judentum zu verurteilen, indem sie behauptete, dass "die Juden" kollektiv schuldig an der Kreuzigung Jesu seien. Diese Vorwürfe führten zu gewaltsamen Übergriffen und vielen antijüdischen Maßnahmen, besonders nachdem das Christentum im 4./5. Jahrhundert zur Staatsreligion des Römischen Reichs wurde. Während der Kreuzzüge am Ende des 11. Jahrhunderts wurden Tausende von Juden in antijüdischen Pogromen ermordet. Die Kirche verweigerte den Juden rechtliche Rechte und behandelte sie als Bürger zweiter Klasse. Sie verboten den Bau von Synagogen, zwangen die Juden, in Ghettos zu leben, und schlossen sie von vielen Berufen aus. Sogar Martin Luther schlug vor, dass die Juden ausgewiesen werden sollten, und unterstützte die Zwangsarbeit und das Verbot der Religionsausübung für sie.

Rassistischer Antisemitismus

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts breitete sich in Europa der Rassismus aus, und Juden wurden nun als eigene "Rasse" definiert (obwohl heute bekannt ist, dass es keine menschlichen Rassen gibt). Sie wurden ausgegrenzt und für alle möglichen Probleme verantwortlich gemacht. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde der latent vorhandene Antisemitismus zum staatlich unterstützten Terror. Bis zum Ende der dreißiger Jahre wurden Juden zunehmend ihrer Rechte beraubt, bedroht und zur Ausreise gezwungen, was ab 1938 immer schwieriger wurde und schließlich 1941 verboten wurde. Gleichzeitig wurden immer mehr Juden deportiert und "Vernichtungslager" wurden aufgebaut. Das alles führte schließlich zum Holocaust, dem Massenmord an den Juden. Im Gegensatz zum Antijudaismus, der die Möglichkeit der Bekehrung zum Christentum offen ließ, gab es beim rassistischen Antisemitismus keinen Ausweg.

Sekundärer Antisemitismus

Nach 1945 entwickelte sich eine neue Form des Antisemitismus, bekannt als sekundärer Antisemitismus, der als Reaktion auf Scham und Schuld entstand. Diese Art von Antisemitismus entsteht nicht trotz, sondern wegen des Holocausts. Er zeigt sich, wenn der Massenmord der Nationalsozialisten geleugnet, heruntergespielt oder relativiert wird. Auch Ablehnung von Entschädigungs- und Wiedergutmachungsleistungen oder die Forderung nach einem Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit sind Anzeichen für sekundären Antisemitismus.

Israelbezogener Antisemitismus / Antizionismus

Seit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 gibt es einen Antisemitismus, der sich auf die israelische Politik im palästinensisch-israelischen Konflikt bezieht. Diese Form des Antisemitismus, bekannt als Israelbezogener Antisemitismus oder Antizionismus, vermischt Ablehnung gegenüber "den Juden" mit Kritik an der Politik Israels. Teilweise kann dieser auf Israel bezogene Antisemitismus dem sekundären Antisemitismus zugeschrieben werden, da er oft eine Art der Erinnerungs- und Verantwortungsabwehr darstellt. Zum Beispiel werden israelische Politik und die NS-Diktatur oft miteinander verglichen, was dieses Motiv deutlich zeigt.

Antisemitismus im aktuellen Rechtsextremismus

Im rechtsextremen Gedankengut spielt der Antisemitismus eine zentrale Rolle. Juden werden herabgewürdigt und gegen sie wird Propaganda betrieben, sei es durch rassistische Vorstellungen, Angriffe auf das Judentum als Religion oder die Leugnung und Verharmlosung der NS-Verbrechen. Auch eine Weltverschwörungsideologie oder Feindschaft gegenüber dem Staat Israel sind häufige Elemente.

Offener Antisemitismus, der bis zur Verherrlichung des NS-Völkermords und der Aufforderung zur Gewalt reicht, findet vor allem dort statt, wo die Urheber sich in der Anonymität verstecken können oder glauben, strafrechtliche Konsequenzen zu umgehen. Dies umfasst anonyme Schriften, Reden auf nicht öffentlichen Veranstaltungen, neonazistische Websites bei ausländischen Anbietern und sogar Lieder rechtsextremer Bands, die im Ausland produziert und heimlich verkauft werden.

Bedauerlicherweise nimmt die Hemmschwelle ab, Vorurteile gegenüber Juden in der Öffentlichkeit zu äußern und gegen sie zu hetzen. Die Gefahr, dass sich der Antisemitismus wieder verbreitet, ist weiterhin real und aktuell.

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